Hallo ihr Lieben,
bei den 12 Fragen und Antworten von Nicole @Niwibo habe ich auf eine Frage geantwortet.
Mit wem würdest du gerne mal essen gehen? Mit Konrad Adenauer, denn durch ihn habe ich indirekt meinen Mann kennengelernt.
Die liebe @Milaliebe wollte etwas genaueres wissen. Okay, dann lege ich mal los.
Es wird aber ein längerer Post, also macht es euch gemütlich.
Es war im Jahre 1965. Ich begann in Rhöndorf eine zweijährige hauswirtschaftliche Lehre in einem Müttergenesungsheim.
Gegenüber vom Mütterheim war eine Handelsschule für körperbehinderte Jungen und oberhalb hatte Altbundeskanzler Adenauer sein Haus.
Am ersten Sonntag im April mussten wir Mädchen in die Kirche und der Kanzler, wenn er da war, besuchte auch die Messe.
Zu Beginn eines neuen Schuljahres sind neue Schüler ins Internat gekommen, die dann am Sonntag, wenn Adenauer zur Kirche ging, zum ersten Mal den Kanzler in nächster Nähe sehen konnten. Das war natürlich ein Highlight.
Eine Gruppe von neuen Schüler und einige andere Schaulustigen standen Spalier, als sich Adenauer auf den Weg zur Kirche machte.
Aus der Schülergruppe ist mir ein schlanker, dunkelhaariger Junge aufgefallen, das hat er auch bemerkt und hat weiterhin intensiven Blickkontakt mit mir gehabt. Bevor ich am Kircheingang um die Ecke bog, habe ich mich noch einmal kurz umgedreht und siehe, der Blickkontakt war immer noch da.
Ich glaube, da ist der erste Funke übergesprungen.
Aber damit war die kurze Begegnung nicht vorbei.
Am Nachmittag hat sich der Jüngling auf den Weg gemacht, weil er sich am Mütterheim die Adresse besorgen wollte. Eine Gruppe von drei Mädels standen auf dem Balkon und waren behilflich, welche von den Anwesenden die Interessen bei ihm geweckt hatte. Aber keine von den Anwesenden war die Richtige, zu guter Letzt hatten sie den letzten Versuch gemacht und mich herbeigerufen. Er jubilierte und rief uns zu, ja das ist die Richtige. Er hat nun gefragt, wie er mit mir Kontakt aufnehmen kann. Das war sehr schwierig, denn wir durften keine Post erhalten und nur außerhalb in Begleitung nach draußen gehen.
Aber glücklicherweise gab es einen Ausweg, denn man konnte postlagernd schreiben. Aber wie kam er jetzt an meine Adresse? Ich schrieb sie auf einen Zettel und versuchte diesen runterzuwerfen. Das klappte natürlich nicht auf Anhieb, er landete im Park. Der Junge hat uns dann einen Trick verraten, wie er an die Adresse kommt. Er hat uns gesagt, den Zettel um einen kleinen, schweren Gegenstand zu umwickeln und mit einem Gummi zu befestigen, damit man ihn gezielt auf den Weg werfen konnte.
Ende der Woche lag ein Brief im Postamt für mich bereit.. Für Sonntagmorgen wurde ein Treffen vereinbart, Im Internat hatten die Jungen freien Ausgang, aber ich musste eine Notlüge anwenden, Anstatt in die Kirche zu gehen, bin ich an den Rhein auf die erste Bank, links. Zum ersten Mal hat er mich mit langen blonden Haaren gesehen. Ich war aber zwischenzeitlich beim Friseur und habe mir einen Correge-Haarschnitt machen lassen- Als er mich von Weitem ankommen sah, war er verwirrt, weil eine kurzhaarige Blonde auf ihn zukam. er war sehr enttäuscht. Ein Kurzhaarschnitt passte nicht in sein Beuteschema. Der Blickkontakt auf der Bank war dann trotzdem sehr intensiv, und auf einmal haben wir uns geküsst.
Das war der Beginn einer längeren Romanze.
In den zwei Jahren haben wir uns immer heimlich getroffen und meine Eltern sind natürlich dahinter gekommen. Meine Mutter hat in dem Jungeninternat einen regelrechten Aufstand gemacht und gefordert, die Beziehung zu unterbinden, aber der Leiter hat ihr gesagt, seine Schüler müssten selbst entscheiden, was sie machen.
Also wurde beschlossen, mich zu Verwandten nach Amerika zu schicken. Dort habe ich eineinhalb Jahre als Aupairmädchen bei einer Kinderärztin mit drei Kindern gearbeitet. Es war eine sehr schöne Zeit. Ich habe sehr viel gelernt, unter anderem Skifahren und Schlittschuhlaufen. Vielleicht wäre ich noch länger geblieben, wenn Walter nicht aufgehört hätte, zu schreiben.
Das hat mir große Sorgen gemacht und ich dachte, es ist was passiert. Von da an wollte ich wieder nach Hause.
In Deutschland angekommen, habe ich sofort versucht, wieder Kontakt aufzunehmen. Walter hatte in der Zwischenzeit eine Lehre in Süddeutschland gemacht. Bei einem Treffen mit seinen ehemaligen Mitschülern hat einer ihm gesagt, das ich wieder in Deutschland bin. Den hatte ich bei einem Besuch in einer Diskothek getroffen.
Walter hat mir geschrieben, das er gedacht habe, ich wollte nichts mehr von ihm wissen, weil er eine Behinderung hatte und ich vielleicht in Amerika jemand anderes gefunden hätte. Das war natürlich Quatsch.
Er ist dann ins Rheinland gekommen und wir haben 1973 geheiratet. Haben zwei Töchter und Schwiegersöhne, drei erwachsene Enkel und Anton, den ihr ja schon kennt.
Ich könnte noch viel mehr erzählen, aber ich denke, es reicht. Wenn ihr noch Fragen habt, raus damit.
Bei den "Kennenlernbilder" waren wir 14 und 15 Jahre alt.
Zu heute haben wir uns fast nicht verändert, haben uns aber - wie man auf dem Bild sieht - vertragen.
Liebe Grüße
Tilla
Was für eine wunderbare Geschichte liebe Tilla,
AntwortenLöschenso romantisch, da könnten an ja ein Buch drüber schreiben.
Ich bin froh, dass Ihr beiden Euch gefunden habt, denn Ihr Zwei passt prima zusammen.
Sag Walter einen lieben Gruß und macht Euch einen kuscheligen Abend
lieben Gruß
Nicole
Liebe Tilla,
AntwortenLöschenwas für eine wunderbare Geschichte die auch noch in ein Happyend endet und bis heute gehalten hat. Über solche Kennenlerngeschichten sollte man mal eine Linkparty machen. Ich könnte da auch was erzählen. Toll, das Du soviel aus Deinem Privatleben erzählt hast.
Liebe Grüße
Burgi